Unser Gelände umfasst unterschiedlichste Arten von Landschaft, Boden und Nutzung – von Landwirtschaft und Gärtnerei über sanierte und unsanierte Bestandsgebäude, Neubauten, Baugelände und ein Stück Wiese für naturnahes temporäres Wohnen. Es gehört auch ein Teils unterirdisch verlegter Bach dazu, ein paar Quellen, eine Durchfahrtsstraße mit Busanbindung nach Crailsheim und ein Stück Wald.
Unser Dorf ist immer noch in Entwicklung, weitere große Investitionen stehen an – Häuser im historischen Teil rund um das Schloss müssen noch saniert werden, wahrscheinlich werden wir irgendwann auch weitere Wohnhäuser bauen, im Zuge unseres Wachsens ist unsere Versorgungsinfrastruktur weiterzuentwickeln und von Anfang an träumen wir von einem Schwimmteich.
Kaum haben wir die großen Bauten der letzten Jahre – Werkhaus und Werkhalle, Ausbau des Seminar- und Gästehauses sowie ein neues Wohnhaus – abgeschlossen, regen sich schon wieder neue Gestaltungskräfte. Unser Dorf steht vor einem neuen Entwicklungsabschnitt. Die Gemeinschaft ist der Initiative einiger BewohnerInnen gefolgt, hierfür einen neuen Kreis zu bilden – den Dorfentwicklungskreis.
Früher gab es schon mal einen Siedlungskreis mit ähnlichen Aufgaben, dieser schien irgendwann überflüssig, nachdem klar war, dass wir einige Jahre mit den großen Bauten ausgelastet waren. Nun kam der Wunsch auf, die künftigen Entwicklungen am Tempelhof vorausschauend anzugehen, damit keine Entscheidung später Folgenden im Weg steht, nötige Investitionen und Sanierungsschritte in den bewohnten Häusern sinnvoll nacheinander erfolgen können und Natur und Mensch harmonisch miteinander leben.
Der Kreis besteht aus 9 Mitgliedern, die in verschiedenen Fachkreisen organisiert sind und einem Kernteam, dass alle Fäden zusammenführt. Hier ein kleiner Einblick in die Arbeit der einzelnen autonomen Fachkreise.

Die Fachkreise
Das Team Schlosshofensemble widmet sich derzeit aktiv der Sanierungsplanung unserer bewohnten Altbaubestände im Schlosshof. Allen voran das Wichernhaus und das ehemalige Gästehaus. Hier werden Energieberater beigezogen, um zu eruieren, was zu tun ist und wie wir das ganze finanziell gewuppt bekommen. Um Großbaustellen, wo alle ausziehen müssen, zu vermeiden, versuchen wir viel im laufenden Betrieb zu sanieren, also nur einzelne Wohnungen zu räumen und dann peu à peu die Häuser zu sanieren, so dass sie zeitgemäßen Energiestandards entsprechen und auch qualitativ an Wohnwert gewinnen.
Damit dieses „Wohnung Leeren und wieder Füllen“ möglichst effizient verläuft, hat sich die Untergruppe Wohnraumkarussell gefunden, um Wohnraumwünsche anzunehmen und möglichst wenig Leerstand zu generieren. Durch das gezielte Verschieben unserer MitbewohnerInnen auf Zeit, wie zum Beispiel die jungen Leute vom Zukunftsjahr und unsere ProjektmitarbeiterInnen, können wir nahtlos Wohnungen sanieren und neu besetzen. Das verzögert zwar die Fertigstellung der Gebäude, aber erlaubt es uns weiterhin, mit allen am Tempelhof zu wohnen, während die Gebäude saniert werden.
Die Untergruppe Forschung zukunftsfähige Materialien und Bauweisen kümmert sich darum, auf Messen zu fahren und zukunftsweisende Bauprojekte zu besuchen, um die Erfahrungen und das Wissen Anderer zum Tempelhof zu bringen. Ihr Wunsch ist es, hier möglichst umweltverträgliche Materialien zu verbauen, sowohl im Altbau als auch im Neubau.
Doch bevor wir zum Neubau kommen, wollen wir erst einmal unseren Bestand ertüchtigen.
Dann gibt es das Team Wiese, das sich darum kümmert, unser Areal, das baurechtlich für naturnahes temporäres Wohnen vorgesehen ist, zu gestalten, mit viel Respekt für die Natur und die natürlichen Gesetzmäßigkeiten dieses Bodens. Sie wollen in den kommenden Jahren den Bachlauf des Brühlbachs renaturieren und den großen Wunsch vieler Tempelhofer von jung bis alt nach einem Schwimmteich andenken. Die derzeitigen Wiesenbewohner, die sogenannten Flow Valleys, haben einige Sommer mit nassen Füßen auf der Wiese verbracht und arbeiten nun daran, ihre temporären Gebäude auf Pfählen zu konstruieren, so dass kein Boden versiegelt werden muss und sie trockenen Fußes von A nach B kommen. Auch das zweite Junge-Leute Projekt, das Zukunftsjahr, braucht auf Dauer neue Wohnmöglichkeiten und sucht naturnahen Wohnraum auf der Wiese.
Zu guter Letzt beschäftigen wir uns seit einigen Jahren mit der Frage, ob – und wenn wie – wir ein großes Solarthermie Projekt auf unserem Land bauen können. Hier geht es neben der Finanzierung um die Verortung eines großen Erdspeicherbeckens und einer nicht unerheblichen Fläche von Kollektoren. Der Dorfentwicklungskreis versucht hier, verschiedene Interessen aus Landwirtschaft, Hühnerei und Bauland auszutarieren.
Wir sind gespannt, was wir in 5 Jahren schreiben werden. Wird es einen Schwimmteich geben? Wird der Brühlbach renaturiert sein? Werden die Bäume vom Agroforst bereits Nüsse tragen? Und wie weit werden wir es geschafft haben, mit der lange vor uns her geschobenen Sanierung des Schlosshofensembles? Wir halten euch auf dem Laufenden.
Von Anne Lorenz