In einer Jurte ist die Verbindung zur Erde und dem Himmel nah. In den zwei Jahren, in denen ich in einer Jurte gelebt habe, wurde mir das ganz spürbar. Egal, wo ich in dem Raum stand, bis zur Erde waren es nie mehr als fünf Schritte. Durch die Kuppel waren die Sterne zu sehen, ziehende Wolken bei Vollmond, Licht und Dunkelheit. Einmal tobte ein Sturm, und ich war unsicher, ob die Jurte dem Sturm standhalten kann oder ob ich nicht doch besser in ein Haus gehen sollte. Ich dachte daran, wie es wohl für Nomaden in der Steppe bei starken Winden ist – wo sie nicht einfach in ein nahegelegenes Haus können. Mit dem Sturm zu bleiben, zu spüren, wie er die Jurtenwände bewegt – wenn ich das Haus nicht als sicheren Ort wähle, dann wird die Verbindung zur Erde mein sicherer Ort.
Irgendwann wurde die Jurte zu einem Ort für ein Sterben. Ein Jahr später wurde sie Geburtsraum für ein neues Menschenleben. Durch diese gemeinschaftlichen Erfahrungen wurde es stimmig, dass die Jurte in die Gemeinschaft überging und einen neuen Platz bekam.
Den Platz, an dem sie nun steht, haben wir „Ort der Weiblichkeit“ genannt. „Hier hat alles Platz, was dem Weiblichen dient, in der Lebenspraxis wie in der Bewusstseinsentwicklung“ (Auszug aus der Widmung). Wir möchten den weiblichen Qualitäten, dem Fließen, den Zyklen, der Verbindung zur Erde und dem Miteinander als Menschen Raum geben, und an diesem Ort sein, begegnen, forschen.
Der Platz ist am Wachsen und Entstehen. Birken und Weiden beginnen zu wurzeln. Ein vor einigen Jahren angelegtes und mittlerweile verwildertes Permakulturbeet gehört zum Ort der Weiblichkeit. Wildrosenstecklinge und Frauenmantel wurden in die Herbsterde eingepflanzt. Ein Baum im Permakulturbeet ist abgestorben und bleibt. Das Werden und Vergehen darf seinen Platz haben. Der Ort der Weiblichkeit ist auch ein Ort der Übergänge.
Immer wieder werden auch Menschen aus dem Umkreis, z.B. zu Frauenkreisen eingeladen.
Wer über Veranstaltungen in der Jurte informiert sein möchte, kann sich gerne melden bei simone.specht@schloss-tempelhof.de.
Aktuell starten wir ein Crowdfunding, um die Finanzierung der Jurte abzuschließen und freuen uns, wenn Menschen diesen Ort unterstützen möchten.
Mehr Infos dazu gibt es unter: startnext.com/eine-frauen-und-uebergangsjurt
Simone Specht, im Waldkindergarten als Pädagogin und mit eigenen Projekten künstlerisch tätig (www.simonespecht.de) und seit 2014 Teil der Gemeinschaft Schloss Tempelhof.
Simone Specht







