Wieso zahlen Helfende Gäste bei uns in der ersten Woche 224 Euro für den Aufenthalt?

Immer wieder werden wir gefragt, wieso man auch noch zahlen muss, wenn man bei uns hilft.

Wer den Aufenthalt bei uns als reine Arbeitsbeziehung sieht, hat vollkommen recht mit der Frage. Dann wäre es aber sowieso falsch, zu uns als Helfender Gast zu kommen. Der Gasthelfermodus ist in erster Linie dazu da, Interessenten eine Möglichkeit zu geben, uns kennen zu lernen.

Unsere Gemeinschaft ist immer noch im Aufbau bzw. entwickelt sich ständig weiter. Wir haben enorme Kosten für Renovierungen, Neubauten, Heizung, Strom usw.  und  unsere einzelnen Arbeitsbereiche und Projekte haben nicht so große Budgets, dass sie allen HelferInnen von vornherein die Kosten für Kost und Logis finanzieren können. Denn wo soll das Geld herkommen? Unsere Gemeinschaft erhält keinerlei Zuschüsse, sondern lebt vom privaten Engagement der Mitglieder und von Freunden. Wir können eine Bezahlung der Kosten für Gasthelferaufenthalte noch nicht leisten und würden ohne Helfende Gäste in unserer Arbeit eben mit unseren Möglichkeiten vorangehen.

Wir halten ein großes Projekt am Laufen, und  es gibt neben den Projekten (Küche/Veredelung, Landwirtschaft/Gärtnerei, Bau, Veranstaltungsbetrieb) viele Arbeiten, die nicht so sichtbar, aber doch notwendig sind, sei es das Rasenmähen, die Pflege der Bäume und Sträucher,  das Sauberhalten der Wege und gemeinschaftlich genutzten Gebäude, die Entsorgung des Mülls und noch viel mehr „kleine“ Arbeiten, die auch erledigt werden wollen.  Diese und viele andere Aufgaben leisten wir Dorfbewohner größtenteils in unbezahlter Gemeinschaftsarbeit. Und natürlich zahlen wir BewohnerInnen alle auch für Wohnen und Essen.

Wenn Menschen hierher kommen und uns zeitweise helfen und für ihre Kosten wie wir Bewohner des Tempelhofes selber aufkommen, dann ist dies auch eine Form der Unterstützung für unser Zukunftsprojekt. Ohne unsere Aufbauarbeit gäbe es für Interessenten die Option „ Am Tempelhof leben“  gar nicht. Wer sich überlegt, sich für eine Woche unserer Gemeinschaft anzuschließen,  könnte die Kosten auch als Investition in seine eigene Zukunft(svision) betrachten.

Wem es nicht gelingt, sich an solche Sichtweisen heranzutasten, der wird in seiner Zeit am Tempelhof nicht glücklich.

Was geben wir?

Helfende Gäste können an vielen unserer internen Veranstaltungen und Treffen teilhaben. Sie erhalten am Beginn der Woche eine Einführung in das Projekt und eine Führung durch das Gelände. Mittwochs und Freitags gibt es begleitete Austauschrunden für Helfende Gäste, wo alles, was  so im Laufe der Woche erlebt wurde und alle entstandenen Fragen gehört und besprochen werden können. Die Begleitung von Helfenden Gästen wie auch die organisatorische Abwicklung rund um das Buchen von Gasthelferaufenthalten macht das  Tempelhofer Team Helfende Gäste im Rahmen von unbezahlten Gemeinschaftsstunden.

Wir  öffnen unser Gemeinschaftsleben den Helfenden Gästen und ermöglichen einen ungeschönten Einblick in unseren Alltag,  in nahezu unser gesamtes Binnengeschehen. Das kostet uns BewohnerInnen etwas, was man in Euros nicht beziffern kann oder möchte. Wir haben am Tempelhof keinen Kontaktmangel und versuchen doch, Woche für Woche, uns auf neue Menschen einzutsellen, die mit uns unseren Lebensraum teilen, ihre Fragen zu beantworten, mit ihnen  als Menschen in Kontakt zu gehen. Ein Helfender Gast ist  ja nicht nur z.B. gelernter Schreiner,  begeisterte Hobbygärtnerin oder Psychotherapeut, sondern in erster Linie ein ganz individueller Mensch, der uns zunächst unvertraut ist und auf den wir uns vor allen Dingen auf zwischenmenschlicher Ebene einlassen. So ist es möglich, viele individuelle Sichtweisen zum Tempelhofleben kennen zu lernen.

Unsere Projektverantwortlichen, bei denen die Gasthelfer mitarbeiten, haben stets, unabhängig davon, wie kompetent und geschickt jemand ist, erst einmal einen Mehraufwand an Zeit, um die Helfer einzuarbeiten. Denn ein Gasthelfer weiß am Anfang nicht, wo was zu finden ist,  kennt das Gelände nicht etc.  Soweit es das Budget eines Arbeitsbereiches erlaubt und die Verantwortlichen den Eindruck haben, dass ein Gasthelfer ohne große Einweisung sofort kompetent und selbstständig mitarbeiten kann, kann es sein, dass bereits für die erste Woche schon Kost und Logis übernommen werden.  Doch damit kann nicht von vornherein gerechnet werden.

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